Julia Yakushova

Projekt: Gesprächssteuerungs- und Dolmetschstrategien im Umgang mit asymmetrischen Strukturen und Machtbeziehungen in den verdolmetschten Beratungsgesprächen in der Sozialen Arbeit

Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Dilek Dizdar, Dr. Sebnem Bahadir

Forschungsschwerpunkte: Fachdolmetschen in sozialen und behördlichen Bereichen, asymmetrische Strukturen, Machtbeziehungen, Politik der Translation, Performativität, Methodologie und Methoden der Translationswissenschaft

Projektbeschreibung:

In meinem Forschungsprojekt fokussiere ich mich auf asymmetrischen Strukturen und Machtbeziehungen in verdolmetschten Beratungsgesprächen, die in Bereichen der Sozialen Arbeit wie Frauenspezifische Arbeit, Migration und Integration, stattfinden. Die asymmetrischen Strukturen und das Machtungleichgewicht beeinflussen die Beziehungen zwischen allen Gesprächsparteien der Triade: die Beziehung zwischen der Fachkraft (Berater, Vertreter der sozialen Institution) und dem Klienten (hilfesuchende Person), zwischen der Fachkraft und dem/der DolmetscherIn, sowie zwischen dem Klienten und dem/der DolmetscherIn. Das Ziel meines Projektes ist es, die Strategien der involvierten Dolmetscher offenzulegen und zu erforschen, die sie für den Umgang mit solchen herausfordernden Situationen im Beratungsverlauf entwickeln. Die Strategien der Dolmetscher werden darüber hinaus in Relation zu den Gesprächsstrategien der Fachkraft und dem Klienten sowie zum räumlichen Setting gesetzt.

In meinem Forschungsprojekt gehe ich von der Annahme aus, dass DolmetscherInnen ihre Dolmetsch- und Gesprächssteuerungsstrategien ausgehend von ihrer kulturellen, politischen und sozialen Identität, ihrem persönlichen Auftreten sowie ihrer körperlichen Präsenz auswählen. Ebenso relevant für die Studie ist, wie DolmetscherInnen sich innerhalb dieser asymmetrischen Strukturen und Machtbeziehungen positionieren.

Eine solche multidimensionale Reflexion benötigt eine methodologisch geeignete Vorgehensweise, die auf mehrere Interpretationsebenen ausgelegt ist: Bilddimension zur Erforschung des Nonverbalen, Ton- und Textdimension zur Erforschung des Verbalen sowie eine diskursive Gesamtinterpretation. So wird der Versuch einer Annäherung an das im Laufe der Studie erhobene Videomaterial mittels einer aus Ethnographie und Filmwissenschaften entlehnten Methode, der qualitativen Videografie, unter Einbezug der kritischen Diskursanalyse und des qualitativen Interviews unternommen. In meinem Forschungsprojekt verfolge ich unter anderem das Ziel, das methodologische Instrumentarium der Translationswissenschaft zu erweitern. Es ist im Bereich der community interpreting-Forschung bzw. der Fachdolmetsch-Forschung in medizinischen, sozialen und behördlichen Bereichen zu verorten.

Kurzbiografie:

Yuliya Yakushova, MA Übers., MA Konferenzdolm., geb. 1988, studierte Germanistik an der Weltsprachenuniversität in Taschkent, Usbekistan, und Übersetzen und Dolmetschen am Fachbereich Translation-, Sprach- und Kulturwissenschaft an der Universität Mainz in Germersheim. Seit Wintersemester 2012/13 bis Sommersemester 2014 wirkte sie als Tutorin und wissenschaftliche Hilfskraft im innovativen Lehrprojekt „Dolmetschen als Inszenierung - ein neuer kritischer und emanzipatorischer Ansatz in der Dolmetschdidaktik“ mit. Seit Oktober 2014 bis Ende September 2015 war sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Projekt der inneruniversitären Förderung „Von innovativen Lehrmethoden zu innovativen Forschungsmethoden: Das Fachdolmetschen in sozialen, medizinischen und behördlichen Einsatzbereichen als Feld für die Entwicklung neuer interdisziplinärer Forschungsmethoden in der Translationswissenschaft“ tätig. Vom September 2015 bis September 2017 wirkte sie als Lehrkraft unter der Leitung von Dr. Sebnem Bahadir im innovativen Lehrprojekt „Patientengespräche im interkulturellen und interdisziplinären Kontext (PinKo) für Fachdolmetsch-, Medizin- und Pharmazie-studierende (TRIADE)“, gefördert vom Gutenberg Lehrkolleg (G|LK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit.

Wissenschaftliche Vorträge und Seminare:

"Videographie als Methode zur Erforschung von verdolmetschten Beratungsgesprächen in der Sozialen Arbeit."
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Interkulturelle Germanistik. FTSK Germersheim, WS 2017/18.

„Power imbalances in interpreter-mediated consultations within social settings.”
2nd International LARIM Conference Power and Ideology in Interpreter-Mediated Contexts
UNINT, University in Rome. 23-24 November 2017.

„Fachdolmetschen: Soziale Einsatzbereiche.“
Übung im Rahmen des Studienschwerpunktes „Fachdolmetschen in medizinischen, sozialen und behördlichen Bereichen.“ Konzeption und Leitung in Zusammenarbeit mit Dr. Sebnem Bahadir. FTSK Germersheim, SS 2017.

„Conversation and interpreting strategies when dealing with power imbalances in interpreter-mediated consultations within social setting, in particular issues relating to domestic violence.“
6th International Conference on Public Service Translation and Interpreting: Beyond Limits in Public Service Interpreting and Translating, University of Alcala, Spain. 06. – 08. März 2017.

„Asymmetrische Strukturen und Machtgefälle in Gesprächen der Sozialen Arbeit und ihre Implikationen fürs Dolmetschen.“
Doktorandenkonferenz Translation: Entdecken, Abgrenzen, Verändern. Germersheim, November 2016. Vortrag, Moderation und Organisation.