Translation als Heteroglossie nimmt bi- und multilinguale Situationen des languaging unter einem Aspekt in den Blick, der individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit zusammenfasst (Busch 2013: 9), wobei Akteure diskursiv Räume erzeugen, in denen bestimmte Dinge möglich sind, andere hingegen nicht. Dabei ist die Situation der Heteroglossie eher der Normalfall als die Ausnahme.
Ein direkt mit translatorischen Aktivitäten verbundenes Beispiel für Heteroglossie ist die administrative Bilingualität in (quasi)kolonialen Situationen, die dabei sowohl von den herrschenden wie auch den beherrschten Gruppen diskursiv ignoriert wurde/wird. So bestand sowohl im Mexiko der spanischen Kolonialzeit als auch im während der französischen Revolution von Frankreich besetzten Belgien faktisch eine bi- bis multilinguale Situation (hierzu gibt es das von der DFG über drei Jahre geförderte Projekt: „Übersetzungspolitik in/für Belgien 1792-1814 im Sprachenpaar Französisch-Niederländisch“ [Prof. Dr. Schreiber und Prof. Dr. Lieven D‘hulst]).
Einen weiteren wichtigen Bereich des Themenfelds ‚Translation als Heteroglossie‘ stellen migrantische Themen dar. Im Kolleg geht es beispielsweise um die Frage nach dem Recht auf Translation in existenziellen Situationen, etwa vor Gericht oder im Krankenhaus. Zudem wird die Frage nach der Konzeptionalisierung von Multikulturalität und Gleichberechtigung von Sprachen in den Blick genommen (z.B. in Şebnem Bahadırs vom GLK und dem rheinland-pfälzischen Ministerium für für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur geförderten Projekt „Dolmetschen als Inszenierung – ein neuer kritischer und emanzipatorischer Ansatz in der Dolmetschdidaktik“ das seit Oktober 2014 mithilfe der inneruniversitären Forschungsförderung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in ein Forschungsprojekt überführt wird).
Literatur:
BUSCH, Brigitta (2012): Mehrsprachigkeit. Stuttgart: UTB (UTB; 3774 : Sprachwissenschaft).