In der Kategorie Translation als Entdeckung (Kelletat et al. 2014) soll der Entdeckungsbegriff im Zusammenhang des Politischen in und durch Translation befragt werden: Was ist eine „Entdeckung“, wer sind ihre Akteure und was sind die Möglichkeiten, Entdeckungs-momente auszumachen und zu untersuchen? Aus dem Blickwinkel der Entdeckung er¬scheint es vielversprechend, Szenen „als Ereignis der spezifischen Konfiguration ihrer Momente“ (Mersch 2004: 6) performativ aufzufassen.
Das lässt sich beispielsweise an der Übersetzung von literarischen Texten der Völker der ehemaligen Sowjetunion (aus dem eurasischen, dem ost-, südost- und mitteleuropäischen sowie dem baltischen Raum) ins Russische untersuchen. Diese Übersetzungen waren gleichermaßen Teil von Szenarien – wie sie diese auch schufen und formten –, in denen ‚kleine‘ Sprachen und Literaturen entdeckt wurden, für die sonst keine Möglichkeit bestanden hätte bekannt zu werden. Viele Autoren hatten erst so die Möglichkeit, sich einer großen Leserschaft vorzustellen.
Literatur:
KELLETAT, Andreas F. / TASHINSKIY, Aleksey (Hrsg.) (2014): Übersetzer als Entdecker. Ihr Leben und Werk als Gegenstand translationswissenschaftlicher und literaturgeschichtlicher Forschung. Berlin: Frank & Timme, Verlag für wissenschaftliche Literatur (TransÜD; Band 66).
MERSCH, Dieter (2004): „Performativität und Ereignis. Überlegungen zur Revision des Performanz-Konzeptes der Sprache“. In: FOHRMANN, Jürgen (Hrsg.): Rhetorik. Figuration und Performanz. Stuttgart: Metzler (Germanistische Symposien, Berichtsbände), 502–535.